Theoretisch könnten wir doch auf einen Briefkasten verzichten. Im Zeitalter von Internet und E-Mail Verkehr scheint der postalische Briefwechsel vollkommen überholt. So ist es natürlich nicht, belehrte mich mein Mann. Nun gut, er solle mir doch mal sagen, welche Briefe denn noch wirklich wichtig sind oder welche wir überhaupt noch bekämen.
Unliebsame Post
Erst letztens trafen gleich zwei recht unverhofft und sehr unerwünschte Briefe ein, die wohl einer Schriftform benötigen, führte er aus. Ach ja, ich erinnere mich, ich hatte mal wieder ein "Knöllchen" bekommen, weil ich scheinbar falsch geparkt hatte. Einen Zettel, worauf mein Delikt notiert worden war, wies nicht darauf hin, dass mir ein Vergehen angelastet wurde. Offensichtlich hatte es Beine bekommen und wurde von einem Übeltäter entwendet, sodass ich mich schon freute, dass meine wissentlich begangene Straftat unbemerkt blieb. Umso enttäuschter war ich, als eine erneute Begleichung meiner Schuld in einem offiziellen Brief dargelegt, in unserem Briefkasten vorfand. Aber nicht nur mein Name glänzte als Empfängerin im Adressfeld eines unliebsamen Briefes, auch der Name meines Mannes zierte die Front eines Briefumschlags. Offensichtlich übersah er eine zu zahlende Rechnung eines erstmalig angeforderten Handwerkers, der eine weitere Aufforderung zustellen ließ, mit einer zusätzlichen nicht geringen Versäumnisgebühr. Man könnte schlicht Mahnung dazu sagen. Dass dieser Handwerker sich an nachfolgende Aufträge in unserem Haus erfreuen könnte, ist nun natürlich ausgeschlossen.
Wichtige Briefe
Es gäbe auch Briefe, die heutzutage noch eine Schriftform bedürfen, diskutierten wir weiter. Das wären Mietverträge, Arbeitsverträge, Kündigungen und Schuldanerkenntnisse oder -versprechen. All diese unterliegen einer zwingenden Schriftlichkeit und sind in diversen Bereichen zu finden, Genaueres wusste er so spontan auch nicht. Unsere Recherche im Internet ergab, dass es sich um eine ziemlich lange Liste handele, die ein schriftliches Format bedürfen. Die Übermittlung durch einen Brief ergibt sich zwangsläufig aus den rechtlichen Vorgaben. Die eigenhändige Unterzeichnung jedes Schriftstückes ist durch das Faktum der schriftlichen Fixierung möglich. Im Zweifel solle man immer vertragliche Vereinbarungen schriftlich dokumentieren und persönlich abzeichnen lassen, so mein Mann.
Erfreuliche Briefe
Man könnte meinen, dass ein langsames Sterben der Privatpost immer mehr um sich greift. Wer schreibt uns denn noch, stellte ich resigniert fest. Selbst dran Schuld, hörte ich meinen Mann sagen, beschwere dich nicht, sondern schreib mal wieder deinen Bekannten und er wäre sich sicher, dass binnen kürzester Zeit eine Antwort per Post käme. Gesagt getan, fünf habe ich handschriftlich angefertigt und alle wurden auf dem gleichen Weg beantwortet, auch wenn es bei einigen Adressaten ein paar Wochen dauerte. Das Internet ersetzt eben nicht jeglichen Schriftverkehr und hier ist auch nicht die Rede von Wurfzeitungen, Werbekataloge oder dem wöchentlich erscheinenden Regionalblättchen. Grußkarten von Fernreisenden und Gratulanten sind ebenfalls eine Freude, die so nur durch das Öffnen der Postklappe erfahren werden kann, nicht aber von einem schnöden Klick auf den Email-Eingangs-Button. |