Was in unserer Zeit eine Selbstverständlichkeit ist, war im Mittelalter noch kaum vorstellbar: Ein Postkasten, der für jeden Bürger zugänglich ist und regelmäßig von der Post entleert wird, um Briefe und kleinere Päckchen so schnell wie möglich zum Empfänger zu befördern. Damals brachten zumeist verschiedene bezahlte Boten Nachrichten vom Absender zum jeweiligen Adressaten – eine öffentliche Post fehlte zu dieser Zeit noch völlig, und somit auch die dazugehörigen Aufbewahrungsboxen. Allerdings fanden sich auf Reise- und Durchfahrtswegen vereinzelte Stellen, an denen Pilger und Seeleute Nachrichten hinterlassen konnten. Sofern sie Glück hatten, nahmen andere Personen diese Nachrichten dann mit zum Bestimmungsort. Der erste belegte öffentliche Briefkasten befand sich um das Jahr 1633 im schlesischen Liegnitz. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits auch in einigen anderen Städten Postanstalten eingeführt. Bald folgten auch weitere Städte, wie zum Beispiel Hamburg, diesem Beispiel und stellte einzelne allgemein zugängliche Postbriefkästen auf. Jedoch dauerte es bis ins 19. Jahrhundert, ehe diese auch in Sachsen und Bayern öffentlich für die Bürger in den Straßen aufgestellt wurden. Da der Postverkehr sich immer mehr verstärkte und reger wurde, brachte man im Lauf der Zeit auch an den Eingängen der Häuser von Privatpersonen Hausbriefkästen an. So war es nicht mehr notwendig, die Nachrichten bei der öffentlichen Poststelle abzuholen oder stets anwesend zu sein, wenn eine Nachricht durch den Postboten eintraf. Heute verfügt praktisch jeder einzelne Haushalt über einen eigenen Briefkasten. Das Gleiche gilt für Verwaltungssysteme oder jegliche Art von Unternehmen und Betrieben.
Die für die Allgemeinheit zugänglichen gelben Stand- oder Wandkästen der Post stehen oder hängen mittlerweile an vielen Stellen und Orten, die sich von den Bürgern bequem und einfach erreichen lassen. In der Regel sind die Postbriefkästen in ausreichender Menge vorhanden und werden an jedem Werktag von den Mitarbeitern der Post ausgeleert. An Sonn- und Feiertagen gelten dabei anderweitige Regelungen. Ferner müssen die Leerungszeiten für den jeweiligen Postkasten gut lesbar an jedem Exemplar angebracht sein. Bereits beim Übergang vom 19. auf das 20. Jahrhundert wurden in der Stadt Berlin "Doppelte Briefkästen", oder auch als "Orts-Fern-Briefkästen" bezeichnet, getestet. Zu Beginn waren diese lediglich an den Zentralpostgebäuden angebracht, um sie über einen längeren Zeitraum hinweg auszuprobieren. Ab Mitte des Jahres 1902 wurden dann noch einige andere dieser Sonderbriefkästen als Hausbriefkasten an Postämtern aufgestellt. Mit der Zeit verbreiteten sich diese Briefkasten-Sonderform an den Verkehrsknotenpunkten der Großstädte immer mehr. Und so galt es bis zur Einführung der neuen Postleitzahlen als gebräuchlich, dass solche Doppelbriefkästen in Großstädten zu finden waren. Diese besonderen Postboxen verfügten über zwei getrennte Einwurf Schlitze: Einer diente für Briefe und Sendungen, welche an eine Adresse in der gleichen Stadt bestimmt waren, der andere Schlitz galt für auswärtige Adressen. Natürlich wiesen diese Schlitze eine Aufschrift auf, welche darauf hinwies, welche Briefe hier jeweils einzuwerfen waren: So gab es zum Beispiel die Auswahl „1000 Berlin“ oder „Andere Orte“. Anhand der im Briefkasten getrennten Sammelsäcke ließ sich die Vorsortierung der Postbriefe somit beschleunigen.Allerdings hielt sich nicht jeder Nutzer dieser Briefkästen an die Sortierung und deshalb blieb der absolute Durchbruch dieser Orts-Fern-Briefkästen im Grunde genommen aus. Aufgrund dessen wurden sie dann bei der Einführung der neuen Postleitzahlen wieder aus dem Post-Verkehr genommen.
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