Der Gartenweg von Familie Fischer war in die Jahre gekommen. Immerhin waren mehr als zwanzig Jahre vergangen, seit sie ihn mühevoll selbst gegossen und als Zierde in den noch nassen Beton Zierkies eingearbeitet hatten. An vielen Stellen war der Kies längst ausgewaschen und Moos machte sich in den Ritzen breit. Immer öfter, wenn Frau Fischer zum Postkasten ging, ärgerte sie sich über dieses Bild inmitten ihrer schönen Blumenrabatten. Schließlich beschlossen sie, den Zustand zu ändern. Aber den alten Weg heraus stemmen lassen und erst die kostspielige Entsorgung? Sie müssten einen völlig neuen Untergrund herstellen, um ein neues Pflaster zu verlegen. Fischers suchten im Internet und fanden das Stichwort Pflastermacher. Dieses System gefiel ihnen. Bestand es doch aus einer Schablone, die auf den fertigen Untergrund gelegt und mit Beton ausgegossen wurde. Diese Schablone gab es in verschiedenen, Natursteinplatten nachempfundenen Mustern. Entweder quadratisch, rechteckig im Verbund oder unregelmäßig geschnitten. Sie beschäftigten sich nun noch näher damit und fanden heraus, dass sie diese Schablone von Schritt zu Schritt beim Betonieren um 90 Grad verdrehen konnten, womit sogar verschiedene Muster entstehen würden. Zwar wurde beschrieben, dass die Verlegung in einem sauberen und fest verdichteten Kiesbett erfolgen sollte. Aber sie waren sich sicher, dass auch ihr fester Beton-Untergrund als einwandfreie Unterlage dienen würde. Wenige Tage später kam die Schablone mit der Post. Nun hatten Fischers keine Ruhe mehr und wollten so schnell als möglich mit ihrem neuen Weg beginnen. Vom Baumarkt ließen sie sich vierzig Sack Betonestrich liefern. Soviel würden sie brauchen, hatten sie vorher ausgerechnet. Den Verkäufer hatten sie darauf hingewiesen, dass der Estrich von der gleichen Charge sein sollte, um keine Farbunterschiede in dem fertigen Weg zu haben.
Dann begann die Verlegung. Der erste Sack Betonestrich wurde "erdfeucht" angemischt, was zunächst etwas Übung bei der Wasserzugabe erforderte. Zusätzlich rührten sie in einem Baueimer sehr flüssigen Estrich an, den sie als Untergrund auf dem alten Weg mit einer Malerbürste einarbeiteten. Keine Frage, dass sie den vorher gründlich abgekehrt und von Moos befreit hatten. Die Arbeit war zwar körperlich schwer, ging aber trotzdem gut von der Hand. Sie arbeiteten den Beton mit der Kelle fest ein, glätteten die Oberfläche, warteten eine kurze Zeit und dann konnten sie die Schablone vorsichtig nach oben abziehen. Dann folgte das Verdrehen um 90 Grad und die ausgeklügelten Konturen der Schablone passten auch hier.
Ein Sack von 25 Kilo Betonestrich reichte ungefähr für eineinhalb Schablonen und schnell wurde die Arbeit routiniert. Nach vier Tagen war der neue Weg fertig. Drei Tage ließen sie dem Beton Zeit zum Aushärten. Dann kam der große Moment, als Frau Fischer zum ersten Mal, noch ganz vorsichtig, über den neuen Weg lief. Ein klein wenig war sie aufgeregt und auch stolz auf ihre geleistete Arbeit, als sie die Zeitung aus ihrer Briefkastenanlage holte. |